Entzug

Entzug

Tag 1
Ich liege im Bett, starre an die Decke. Meine Hände auf meinem Bauch, spüren kann ich
sie nicht. Atme flach, regelmäßiges Blinzeln und endlose Gedanken. Vielen Tränen, die
sich im Kissen sammeln, ein Schluchzen. Schlaf, wach, Schlaf.
Tag 2
Ich liege immer noch im Bett, vielleicht mal aufgestanden, aber nicht mitbekommen.
Tränen, die in meine Mundwinkel laufen, Schreie, die ihnen entgegen kommen.
Gedanken, die noch lange keinen Sinn ergeben, leere Augen. Schlaf, traurig sein, Schlaf.
Tag 3
Ich liege auf dem Sofa, konnte schon aufstehen. Schreie, die immer stummer werden.
Hunger und Lebenswille, die ignoriert werden. Trockener Hals, brennende Wangen,
schmerzender Kopf. Gedankenachterbahn mit 356 Loopings. Schlaf, denken Schlaf.
Tag 182
Ich weine. Viel und laut – aus Schmerz. Mir fehlt das Gefühl von glücklich sein, in einer
Welt, die mir ungefragt entrissen wurde. Da sind immer noch viele Gedanken, die laut
werden, wenn es zu still wird. Meine leeren Augen sind noch leerer geworden, der
Lebenswille nicht viel mehr. Schlaf, Sehnsucht, Atmung, Schlaf.
Tag 365
Ich weine weniger. Weniger und wenn, dann stiller. Aus Sehnsucht, Angst und um die
Zeit. Ich vermisse, was ich erleben und sehen konnte. Schäme mich, das als
Selbstverständlichkeit gesehen zu haben. Gedanken sind weiterhin sinnlos, ich kann sie
aber akzeptieren. Mir tut mein Kopf noch sehr weh, mein Herz ist schwer. Schlaf,
Atmung, Leben, Genuss, Trauer, Schlaf.
Ich trauere um dich, um mich und um uns. Kann meinen Schmerz des Verlusts kaum in
Worte fassen und wäre verzweifelt, wenn du nicht für immer in meinem Herzen wärst.

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