Interview: Nachgefragt bei Krisha Kops

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Kredits: Gustav Eckart

Ein spiritueller Philosoph, der Geschichten schreibt, in denen ein Baum der Erzähler ist – Krisha Kops ist ein Autor, dem man sein Interesse an der Welt und all ihren Themen anmerkt. Belesen, neugierig und interkulturell versiert erzählt er in dem Interview von seiner Definition von Heimat, dem Zufall, von seinen liebsten Büchern und vielem mehr.   

Frederike Köhl: Das ewige Rauschen ist dein erster Roman. Wie kam es dazu, dass du dieses Mammutprojekt begonnen hast, einen Roman zu schreiben?

Krisha Kops: Das kreative Schreiben war immer schon Teil meines Schaffens. Mit 14 Jahren fing ich bereits an, kreativ zu schreiben, wenn man das so bezeichnen kann, und zwar mit Rap Musik. Das heißt, ich war eigentlich erst mal Rap Texter, bis ich dann zum Poetry Slam kam, relativ erfolgreich war, und irgendwann U20 Jugend Champion der deutschsprachigen Länder wurde. Und dann fing ich irgendwann an, auf Papier zu schreiben. Erst schrieb ich Gedichte und dann alles Mögliche. Sogar an Filmskripten und Theaterstücken habe ich mich ausprobiert. Letztendlich führten mich Kurzgeschichten dann zur Langprosa. Vor meinem ersten veröffentlichten Roman habe ich bereits zwei oder drei Romane geschrieben.

Ich erinnere mich dann immer an einen Satz, den Sartre in einem Briefwechsel schrieb, und zwar meinte Sartre, dass es ihm wie eine Krankheit seiner Selbst erscheine, dass immer, wenn er ein weißes Blatt sähe, irgendwas draufschreiben müsse. Und ich glaube, so ist es bei mir auch gewesen. Ich habe immer schon kreativ geschrieben und an Projekten gearbeitet. Ich glaube, Sartre hatte auch schon, bevor er 18 war, zwei oder drei Romane abgeschlossen, die er nicht gut fand. Und nicht ganz so extrem bin ich, aber es ging schon in die Richtung und das Projekt war dann eigentlich chronologisch gesehen mein dritter oder vierter Roman, den ich anfing.

F.K.: Das ewige Rauschen stellt deine Familiengeschichte dar, wenn ich das richtig verstanden habe. Wie viel Fiktion und wie viel Reales befindet sich in der Geschichte?

K.K.: Natürlich sehr schwierig zu beziffern oder eine genaue Zahl anzugeben, einen bestimmten Prozentsatz. Ich könnte es vielleicht so beantworten, indem ich sage, es hat mehr Reales als man als Leser vermuten würde. Aber durch das Anwenden bestimmter fiktionaler Tricks und Methoden erscheint es einem nicht so real. Aber es ist sehr, sehr viel am Ende des Tages. Und das Schöne ist, ich kann mich ein bisschen in einem guten Sinne hinter der Literatur verstecken. Ich muss niemals sagen, also das ist wirklich wahr gewesen oder das nicht und dadurch schütze ich meine Familie bis zu einem gewissen Maße, was wirklich real gewesen ist und was nicht. Und es gibt natürlich Dinge, die ich aufgrund von der Dramaturgie oder irgendwelchen Charakterentwicklungen dazu gedichtet habe, was natürlich auch wichtig ist. Und deswegen ist das keine Biografie. Aber es ist schon viel, sagen wir mal es ist viel, was auch immer das bedeuten mag.

F.K.: Du hast eine interessante Erzählstimme gewählt, einen Feigenbaum, der einen durch das Buch trägt und die Winde, die diese Geschichten immer zu dem Baum tragen. Wie genau ist dieses Bild entstanden? Hat das irgendeinen symbolischen Wert für dich?

K.K:: Ich habe am Anfang, wie das immer so ist, wenn man sich ins Schreiben begibt und in den kreativen Prozess, nach einer Erzählstimme gesucht. Ich suchte nach einem auktorialen oder personalen Erzähler und irgendwann kam mir, dass dieser Baum in meinem Leben schon immer eine sehr, sehr wichtige Rolle einnahm. Und zwar als Metapher, als absolute Metapher für mein eigenes Dasein. Aber auch, weil dieser Baum in der indischen Mythologie eine wirklich große Rolle spielt. Und weil ich wusste, dass ich mit der indischen Mythologie arbeiten möchte, bot sich das an, diesen Baum zu verwenden. Und zudem war er eben der Inbegriff dessen, mit dem ich mich in dem Roman auseinandersetzte, und zwar die Frage nach dem Dazwischen, die Frage nach der Heimat, nach Familie und all das verkörpert eben dieser Baum für mich.

Das hat damit zu tun, dass die Kerne des Banyanbaums normalerweise von einem Singvogel getragen werden. Und dieser Singvogel scheidet diese Kerne dann aus oder lässt sie aus seinem Schnabel fallen. Das heißt, wir haben schon die erste Metapher der gewissen Heimatlosigkeit und des existenziellen Fallens. Dieser Kern fällt dann normalerweise auf einen Wildbaum, der kann aber auch auf eine Mauer oder dergleichen fallen. Nehmen wir jetzt mal an, er fällt auf einen Wildbaum, dann ernährt er sich von diesem Wildbaum. Trinkt, nimmt die Nährstoffe von ihnen zu sich und es wachsen langsam Luftwurzeln. Das heißt, wir haben die Metapher, wir fallen auf etwas, das zunächst nicht unsere Heimat ist, das uns aber den Raum gibt, dass wir uns entfalten können. Dann fallen diese Luftwurzeln zum Boden. Das heißt, unsere Wurzeln sind nicht in der Erde, sondern es sind auch wieder Wurzeln, die fallen, also die existenziell nach dem Boden suchen, sich dann irgendwann vergraben und so mehr Luftwurzeln und noch mehr Luftwurzeln wachsen, bis sie irgendwann einen eigenen Stamm um den Stamm des Wirtbaumes wachsen und zu dem Baum werden, der sie vorher beherbergt hat. Das heißt, es ist eine Art Metamorphose, der Baum wird zu dem Baum, der vorher ihm geholfen hat, sich selbst zu entwickeln. Und später bildet dieser Banyanbaum durch die Luftwurzeln noch mehr Baumstämme. Das heißt, er wird eigentlich eine ganze Baumfamilie, die unheimlich groß und riesig sein kann. Und ist aber eigentlich nur ein Baum.

Zudem hat dieser Baum weibliche Blüten, männliche Blüten und geschlechtsneutrale Blüten. Es ist total wahnsinnig, was aus einem fallenden Kern alles entstehen kann. Ein riesiger, riesiger, riesiger Baum, der eigentlich vieles und zugleich eins ist. Und in diesen verschiedenen Metaphoriken steckt für mich eigentlich schon eine absolute Metapher für eine gewisse Art der Existenz.

F.K.:  Ja, Heimat ist auf jeden Fall bei dir ein großes Thema in deinem Debütroman, obwohl deine Figuren alle recht heimatlos wirken. Was ist Heimat für dich?

K.K.: Es ist keine einfache Frage. Man müsste natürlich erst in guter philosophischer Manier definieren, was Heimat ist, aber das interessante zunächst ist, dass Heimat für mich insbesondere im 21. Jahrhundert so viele verschiedene Möglichkeiten hat, sich zu definieren. Klar, wenn man die Menschen fragt, würden 75 Prozent wahrscheinlich noch immer sagen, es ist ein Ort. Aber es muss ja gar kein Ort sein. Es kann Kultur sein, es können Menschen sein, es kann sich in der Sprache finden, damit auch in der Literatur und dergleichen. Und es ist natürlich auch die Frage, ob man den Begriff Heimat benutzt oder Herkunft. Heimat hat diese Schwere und etwas Nostalgisches und es kommt vor allen Dingen aus der Romantik und wurde dann im Nationalsozialismus genutzt.

Für mich ganz persönlich sind, glaube ich, zwei Aspekte sehr wichtig, wenn es um Heimat geht oder vielleicht drei. Der eine Aspekt ist, dass für mich Heimat immer mit Utopie sehr stark verbunden ist. Also nicht mit einem Ort, sondern ganz genau mit dem Gegenteil, mit einem Nicht-Ort. Also einem Sehnsuchtsort, zu dem wir uns hinbewegen, zu dem wir auch manchmal Menschen oder Orte hineininterpretieren, dem wir uns auch annähern können diesem Ort, aber der letzten Endes niemals wirklich einholbar ist. Und das ist dann egal, ob das wirklich ein Ort ist oder ein Mensch oder dergleichen, wo wir uns geborgen fühlen.

Das andere ist für mich, dass Heimat, und das steht damit in Verbindung, ein sehr stark psychologischer prägbarer Begriff ist. Und zwar, dass das Leben eigentlich sehr stark davon geprägt ist, dass es ein Sich-Entfernen ist, ein Sich- Entfernen vom absoluten Geborgenen. Das heißt, die Vorstellungen, die wir heute von Heimat haben, sind oft geprägt von den Orten, an denen wir aufgewachsen sind, oder wo unsere Kindheit verbracht wurde. Warum? Weil wir in dieser Kindheit, in dieser Jugend meistens, nicht für alle Menschen, aber doch für viele, sehr geborgen waren. Wenn man diese psychologische Bewegung weiter zurückverfolgt, dann führt das eigentlich bis in ein Gefühl hin zum Geborgensein in der Gebärmutter. Und wenn man jetzt einen metaphysischen Sprung machen will, ein Geborgensein in seiner Existenz in dem Universum. Und wenn man das menschliche Leben betrachtet, ist es eigentlich eine Entfernung und wieder aber der Wunsch zurück zu dieser Transzendenz in der absoluten Geborgenheit zu sein. Und jetzt könne man natürlich sagen, das wäre die Geborgenheit im Mutterleib. Aber man könnte es auch metaphysisch beantworten, es ist einfach die Sehnsucht nach Transzendenz und Heimat im Sein an sich.

F.K.: Heimat ist für dich also gar nicht das Gefühl der Geborgenheit, sondern eher die Sehnsucht oder das Streben danach, oder?

B: Genau, die Sehnsucht nach Geborgenheit, die man vielleicht auch erreichen kann. In Religion spricht man von Erleuchtung. Das wäre wahrscheinlich gleichgesetzt mit diesem Gefühl der absoluten Geborgenheit in der Transzendenz. Das heißt, wenn ich zum Beispiel in der Natur bin und dieses Gefühl habe von absoluter Geborgenheit, beziehungsweise in einer sehr, sehr starken Verbindung mit meiner Umwelt oder Mitwelt zu stehen, dann ist es für mich auch ein ähnliches Gefühl. Heimat hat sehr viel mit Verbindung und mit der Relation zu unserer Umwelt zu tun. Wenn ich von Transzendenz spreche, heißt es ja, dass diese Relation zu der Umwelt entweder ganz verschwindet, weil ich mit der Umwelt verschmelze. Man könnte aber auch sagen, die Relation intensiviert sich derart, dass ich ein Gefühl von Heimat habe.

Hartmut Rosa schreibt in seinem Buch „Resonanz“, er könnte sich vorstellen, dass der Heimatbegriff eigentlich ein Ort sei, an dem wir sehr viel Resonanz erfahren. Das heißt, dass unsere Relation sehr stark ist in diesem Moment, mit den Menschen vielleicht um uns herum, aber auch mit dem Ort sein kann. Und das muss ja am Ende auch nicht der Ort sein, an dem wir geboren wurden, sondern es kann natürlich auch ein Ort sein, zu dem wir uns hingezogen fühlen, wo wir hinreisen und dann sagen, hier erfahre ich sehr viel Resonanz und durch diese Verbindung, diese Relation mit meiner Umwelt, habe ich ein derart starkes Gefühl der Verbundenheit mit der Welt, dass es Heimat ist.

F.K.: Ein weiteres Thema, das in deinem Buch eine wichtige Rolle spielt, ist die Beziehung zwischen Glück und Unglück. Jede Figur hat tiefes Leid erfahren, ist unglücklich. Ich frage mich, ob die letzte Figur, die vorgestellt wird, mehr Glück haben wird. Bisher kann ich einige Parallelen zwischen Abay und dir erkennen. Vielleicht kannst du eine kurze Vorschau geben, ob er es schafft, aus der Spirale des Unglücks zu entkommen.

K.K.: Gute Frage. Also das impliziert natürlich auch die Frage, was man unter gut und schlecht versteht. Er bleibt bis dahin von den Schicksalsschlägen verschont, die seine anderen Familienmitglieder erfuhren. Aber natürlich, als Familienmitglied, als ein Teil des gleichen Baumes, trägt er diese Wunden natürlich mit, auch wenn sie ihm nicht persönlich widerfahren sind. Und deswegen jein, er kann nicht ganz glücklich oder unglücklich sein. Und gleichzeitig geht es ihm wahrscheinlich besser, weil zumindest Zeit seines Lebens ihm das nicht widerfahren ist. Zumindest nicht in dieser gleichen Schrecklichkeit, wie vielleicht anderen Familienmitgliedern, wie seinen Großeltern oder seiner Mutter oder dergleichen.

Es gibt eine Art Höhepunkt am Ende, in dem er eine Antwort darauf findet, was seine Heimat ist, was diese Heimat für ihn bedeutet. Ein sehr symbolisches, emblematisches Ende. Und darin liegt meines Erachtens etwas Gutes. Etwas Gutes, was die anderen Generationen vorher nicht finden konnten. Er, der natürlich dieses Leid mit vererbt bekommen hat, trägt diese Geschichte zu einem gewissen Endet, in dem es sich zu einem guten wendet.

F.K.: Würdest du sagen, dass man Einfluss darauf hat, ob das Leben gelingt oder nicht?

K.K.: Ich glaube, ich halte mich da ganz stark an Immanuel Kant. Für ihn war die Frage nach Willensfreiheit mit Autonomie behaftet. Er konnte nicht beweisen, dass der Wille frei war. Aber er konnte auch nicht das Gegenteil beweisen, dass er unfrei ist, oder wollte es zumindest nicht. Und er meinte, wir müssten aber so leben, dass wir uns vorstellen, dass unser Wille frei wäre. An dieses Diktum halte ich mich. Auch wenn ich philosophisch sehr skeptisch bin, ob dem wirklich so ist, denke ich mir immer wieder, ich muss mein Leben so leben, als wäre mein Wille frei und dementsprechend als könnten meine Entscheidungen und dadurch meine Handlungen mein Leben und die Existenz von anderen Menschen beeinflussen. Deswegen versuche ich auch immer wieder Dinge zu machen, um die Welt zum Guten zu wandeln. Gleichzeitig aber setze ich mich auch damit auseinander, was dieses Gute denn eigentlich ist. Das heißt, ich weiß es nicht, aber ich glaube, dass es möglich ist, und ich lebe in diesem Glauben.

F.K.: Ist das, was deiner Familie passiert ist, dem Schicksal zuzuschreiben oder dem Zufall?

K.K:: Ich glaube nicht an eine höhere Macht in dem Sinne, dass es Schicksal gewesen ist. Klar, wenn man denkt, dass bestimmte Kausalitäten dazu führen, dass etwas passiert, dann war es vielleicht zu einem gewissen Grad vorherbestimmt, aber ich glaube nicht daran, dass es eine Intension dahinter gibt. Ich glaube, das ist ein sehr menschengemachter Gedanke, ähnlich wie das Bild Gottes. Ich würde es vielmehr als Zufall bezeichnen, als Ergebnis des Kausalitätsgesetzes.

Das ist doch auch das Tolle an Geschichten, beziehungsweise an Literatur, was die Philosophie manchmal nicht kann. Sie versinnbildlicht uns und vergegenwärtigt uns diesen Sachverhalt, dass es Geschichten gibt, die uns zu dem machen, was wir sind. Ob als Individuum oder als Nation oder als Gruppierung von Menschen. Und sich damit auseinanderzusetzen, was die Literatur uns ermöglicht, ist natürlich unheimlich wichtig. 

Die Frage ist am Ende des Tages aber, wie gehe ich jetzt mit diesen Erlebnissen um. Also schweige ich es zu Tode, oder finde ich eine Art und Weise, um mit den Bürden und den Schwierigkeiten der vorhergegangenen Generation umzugehen. Und wenn ich damit versuche umzugehen, dann ist die Frage auch, auf welche Art und Weise.

F.K.: Ich finde es immer spannend, womit sich Autoren als nächstes beschäftigen, wenn sie sich in ihrem Debütroman mit ihrer Familiengeschichte auseinandergesetzt haben. Hast du schon weitere Ideen für Romane oder wird etwas ganz anderes in Zukunft von dir erscheinen?

K.K.: Also ich habe natürlich tausende Projekte, wie du dir ja schon denken kannst, für Sachbücher, aber auch für Romane. Und zunächst einmal werde ich das Projekt, das ich schon des Öfteren geschrieben und wieder geschrieben habe, noch mal neu angehen, beziehungsweise umschreiben und revidieren, weil ich dafür ein Stipendium bekommen habe. Und dann habe ich aber noch viele weitere Ideen für Romane und Projekte. Das Problem ist nur die Zeit. In dem Roman, für den ich das Stipendium erhalten werde, geht es um was relativ Religiöses und Philosophisches, und zwar um den Aufstieg und den Fall eines Gurus. 

Die ganze Dramaturgie ist fiktiv. Aber viele der Dinge, die dort passieren, kann man auch immer wieder beobachten oder sind in ähnlicher Art und Weise schon passiert. Viele der Fragen, die in dieser Geschichte gestellt werden, sind Fragen, die sehr viele Menschen, glaube ich, heutzutage beschäftigen. Also die Frage nach Glauben oder was der Ersatz von Glauben sein könnte. Sehr viele Menschen sehnen sich in den Osten, um dort die Antwort zu finden. Und sehr viele Leute gehen dann aber gleichzeitig auch Scharlatanen auf den Leim, ohne dass sie es merken.

F.K.: Welche drei Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen und warum?

K.K.: Das ist eine schwierige Frage! Was würde ich mitnehmen? Ich meine, die Sache ist ja, man muss ja an etwas denken, was man immer wieder lesen würde. Es gibt so viele Bücher, die einem gut gefallen haben, aber das sind nicht Bücher, die man unbedingt immer wieder liest. 

Okay, ich sage jetzt einfach irgendwas, obwohl ich das wahrscheinlich zwei Tage später wieder revidieren würde. Aber ich denke, ich würde Platons „Der Staat“ mitnehmen. Einfach deswegen, weil es dort so viel zu entdecken gibt und so viele Dinge, die man wieder durchgehen und darüber nachdenken kann. Also es sind so viele philosophische Aspekte. Ich glaube, das würde ich mitnehmen.

Und von den Romanen, was würde ich da mitnehmen? Okay, ich müsste auch einen Roman mitnehmen, aber ich bin mir nicht sicher, was ich mitnehmen würde. Wenn ich ein selbst zusammengestelltes Buch mitnehmen dürfte, dann nehme ich das Buch mit meinen Lieblingsgedichten mit.

Und ich glaube, ich würde die „Bhagavadgita“ mitnehmen, einfach deshalb, weil ich so viel Zeit in meinem Leben damit verbracht habe und es mir am Anfang irgendwann auch mal sehr viel gegeben hat auf einer nicht philosophischen, sondern eher spirituellen Ebene und das versuche ich dann wieder zu entdecken.

F.K.: Wie würde für dich ein rundum perfekter Tag aussehen?

K.K.: Ich muss sagen, ich lebe sehr viele nahezu perfekte Tage. Ein absolut perfekter Tag würde vielleicht so aussehen: Ich bin in Indien im Anwesen meines Vaters, ich wache auf, die Vögel wecken mich dort. Dann gehe ich raus auf meinen Balkon, auf dem mein Schreibtisch steht und dann fange ich an, in der Früh ein bisschen in meinem Lesestuhl zu lesen und vielleicht auch ein bisschen Telugu oder irgendeine andere Sprache zu lernen. Um zehn Uhr bekommen wir normalerweise Frühstück, das klingt jetzt sehr versnobt, aber es ist in Indien halt so. Es gibt erst Chai und dann Frühstück. Vielleicht werden dann noch Nachrichten geschaut und dann setze ich mich ans Schreiben. Ich schreibe und arbeite so vor mich hin, bis es mittags gutes Essen gibt. Manchmal essen wir das auch im Garten. Und am Nachmittag wird ein Tuch ausgebreitet auf dem Rasen mit Kissen und da kann man entweder ein Nickerchen machen oder lesen und irgendwann abends macht man vielleicht noch ein bisschen Sport. Dann gibt es Abendessen, natürlich muss man immer dazu sagen, dass dieses Essen in Indien und insbesondere in dem Haus unglaublich gut ist. Und abends setzt man sich in gemütlicher Runde mit Vater, Frau, Freunde, Familie zusammen, wer auch immer in dem Moment dabei ist und trinkt einen Wein, redet ein bisschen und lässt so den Tag ausklingen.

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