Die Tage sind kurz, der Himmel stets grau und jegliche Freizeitaktivitäten auf Eis gelegt – Es bietet sich wohl kaum eine Zeit besser an für das Eintauchen in gute Filme als die jetzige. Momentan kriegt man sogar vom Staat vermittelt, dass man Gutes tut, wenn man sich gänzlich dem Couch Potato-Leben hingibt. Also: Bestellt euch was Gutes zu Essen, wickelt euch in eine Wolldecke ein und macht es euch auf dem Sofa mit einen der folgenden Film- oder Serienempfehlungen gemütlich. So kann man sich wenigstens für zwei Stunden vorgaukeln, dass man momentan ein spannendes Leben führt.
Fargo (Serie)
Tief im verschneiten Minnesota beginnt die erste Staffel der Serie Fargo. Angelehnt an den Film Fargo der Coen-Brüder, entstand eine großartige Serie, die durch zahlreiche spielerische Details, spannende Charaktere und einem gewissen Humor ein perfektes düsteres Januar-Serienerlebnis bietet. Hier wird mit Klischees gebrochen: Ein Täter, dem man es fast verzeiht, seine Frau umgebracht zu haben, ein ängstlicher Polizeibeamter, der lieber zur Post will, ein Hauptkommissar, der von dem Bösen in der Welt nichts wissen will und eine geistreiche und hochschwangere Ermittlerin, die sich mutig allen Gefahrensituationen stellt. Jede Folge ist faszinierend und mit so viel Witz und Ideenreichtum gestaltet, dass man sich zwischen Lachen und Schockstarre kaum entscheiden kann.
Walk the line
Wenn man schon keine Möglichkeit in Aussicht hat, mal wieder auf einem Konzert in den Genuss von Musik zu kommen, dann zumindest in dieser Filmbiographie über das Leben von Johnny Cash. Der alles durchdringende berühmte train beat, der die Songs von Cash so bekannt machte, lässt sicherlich keinen Musikbegeisterten kalt. Joaquin Phoenix spielt so authentisch die Rolle des Musikers, dass man fast glauben könnte, er sei der echte Johnny Cash. Auch Reese Witherspoon macht sich hervorragend in der Rolle der June Carter und beide zusammen stellen diese zunächst tragische, aber einzigartige Liebesgeschichte zweier Weltstars dar. Man durchläuft ein Wechselbad der Gefühle als Zuschauer: Die ersten Erfolge als Musiker, die Drogensucht und dann die Liebe von und zu einer Frau, die ihn vor dem gänzlichen Absturz rettet. Absolut sehenswert!
Das Damengambit (Serie)
Das Damengambit ist die bis heute erfolgreichste Miniserie auf Netflix. Doch ist das berechtigt? Ja, das ist es. Die Geschichte basiert auf dem Roman The Queen’s Gambit von Walter Davis und beschreibt den Werdegang der Weltmeisterin Elizabeth Harmon im Schachspiel. Schach mag für viele von uns zunächst nicht als spannender Aufhänger für eine Serie erscheinen, aber auch als Nicht-Schachspieler kann man diese Serie begeistert schauen. Elizabeth, die am liebsten Beth genannt wird, setzt sich in den 60er Jahren als Frau gegen die Größen der Schachwelt durch. Aufgewachsen in einem Kinderheim, erlernte sie das Spiel von einem Hausmeister im Keller des Heimes. Schnell merkte sie, dass sie all ihren Gegnern schon in jüngsten Jahren überlegen war und gewann Turnier um Turnier. Ihre Lebensgeschichte erzählt nicht nur von der Magie des Schachspiels, sondern auch von Emanzipation, Hochmut, dem Scheitern und dem Sieg, der nur einen Wert hat, wenn man auch Freunde hat, die mit einem mitfiebern.
Adams Äpfel
Der dänische Regisseur und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen ist bekannt für seine skurrilen Filme. Neben Dänische Delikatessen, Men & Chicken oder Flickering Lights schafft er auch mit Adams Äpfel eine tiefschwarze intelligente Komödie. Sie erzählt die Geschichte von dem Pfarrer Ivan, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt mit einem unermüdlichen Optimismus zu betrachten. Staftäter kehren bei ihm ein, um resozialisiert zu werden. Ein Alkoholiker, einen arabischen Dieb und einen Neonazi versucht er mit Aufgaben wie einen Apfelkuchen backen wieder in das normale Leben zu integrieren. Adam, der Neonazi, entdeckt durch einen Zufall, dass Ivan mehrere Schicksalsschläge in seinem Leben erlitten hat und konfrontiert ihn mit seiner düsteren Vergangenheit, um seine Vergebungsbereitschaft auf die Probe zu stellen. Kaum ein Film behandelt so intensiv die Theodizee-Frage wie dieser: Wie ist all das Leiden in der Welt mit der Annahme zu vereinbaren, dass Gott allmächtig und gut sei? Ivan regt nicht nur Adam zum Umdenken an, sondern auch als Zuschauer erlangt man einen völlig neuen Blickwinkel auf die metaphysischen Fragen unserer Zeit.
Unsere Mütter, unsere Väter
Unsere Mütter, unsere Väter ist ein dreiteiliger deutscher Film, der den Aufbruch in den Zweiten Weltkrieg von fünf Freunden zeigt, die alle um die 20 Jahre alt sind. Die Clique feiert ihren Abschied ausgelassen und voller Optimismus. Verschiedene Wege schlagen sie ein: Wilhelm und Friedhelm ziehen als Soldaten an die Ostfront, Charlotte hat sich zum Freiwilligendienst als Krankenschwester in einem Feldlazarett gemeldet, Viktor entscheidet sich zu fliehen, da er Jude ist und Greta will Sängerin werden. Die unterschiedlichen Wege der fünf Freunde stellen sie auf zahlreiche Proben, kosten einigen von ihnen ihr Leben oder den Verkauf ihrer Seele. Nach Kriegsende treffen die Überlebenden der Clique wieder aufeinander und jegliche Euphorie ist in den letzten vier Jahren verpufft. Gebrochen, traumatisiert und schuldbewusst haben sie alle ihre Lehren aus dem Krieg gezogen. Ein Film, der tief unter die Haut geht und die Brutalität des Zweiten Weltkrieges und die Schuld, die jeder Einzelne daran getragen hat, deutlich macht.
Vielen Dank für die Empfehlungen! Habe bei Alexa Songs von Cash geordert. Deine Buch- und Filmempfehlungen zeugen von Empathie.